Du kennst das vielleicht: Dein Chef steht ständig im Mittelpunkt, verlangt Bewunderung, kann keine Kritik ertragen und schafft es, jedes Gespräch so zu drehen, dass er als Held dasteht. In solchen Momenten denkst du dir: „Bin ich hier im falschen Film?“ – Nein, du bist im Job mit einem narzisstischen Chef gelandet. Und das kann herausfordernd sein, um es milde auszudrücken.
Ich möchte dir in diesem Blog ein paar Gedanken mitgeben, wie du den Umgang mit einem narzisstischen Chef besser meistern kannst, ohne dabei deine innere Ruhe zu verlieren. Denn eines ist sicher: Du wirst ihn nicht ändern können. Aber du kannst lernen, wie du mit seinem Verhalten umgehst, ohne dabei selbst unter die Räder zu kommen.
Es sei hier aber zu Beginn noch erwähnt, dass Narzissmus eine tiefgreifende Persönlichkeitsstörung ist und wir dies umgangssprachlich auch für Menschen verwenden, die narzisstische Züge aufweisen. Wir sprechen also auch über Vorgesetzte, die über einen ausgeprägten Egoismus, Selbstsüchtigkeit und Arroganz verfügen und sich rücksichtslos anderen Menschen gegenüber verhalten, aber keine wirkliche narzisstische Persönlichkeitsstörung aufweisen.
Die Auswirkungen für dich, wenn du mit einem solchen Chef -egal, ob mit oder ohne Diagnose- zusammenarbeitest, sind vielfältig und dazu gehören auch Stress und Angst, denn dauernde Kritik und übertriebene Erwartungen können dazu führen, dass du dich immer unsicherer fühlst und unter ständiger Anspannung leidest, weil du nie weißt, wann er wieder zuschlägt.
1. Verstehe deinen narzisstischen Chef: das Narzissmus-Prinzip
Bevor du etwas ändern kannst, ist es wichtig, zu verstehen, worum es beim Narzissmus eigentlich geht. Ein narzisstischer Chef wird von einem tiefen Bedürfnis nach Anerkennung, Bewunderung und Kontrolle getrieben. Narzissten haben oft ein geringes Selbstwertgefühl und kompensieren dies, indem sie sich nach außen hin großartig und unantastbar präsentieren. Sie brauchen ständig Bestätigung und stellen sicher, dass sie immer das letzte Wort haben, auch wenn es auf deine Kosten geht.
Das bedeutet für dich: Es geht nicht um dich. Das Verhalten deines Chefs ist Ausdruck seiner inneren Unsicherheiten, nicht deines Fehlverhaltens. Wenn er dir das Gefühl gibt, minderwertig zu sein oder dich manipuliert, liegt das an ihm, nicht an dir. Diese Erkenntnis ist der erste wichtige Schritt und kann dir Entlastung bringen, wenn du weißt, dass mit dir alles in Ordnung ist.
2. Setze klare Grenzen, ohne offen zu konfrontieren
Ein Beispiel: Tina arbeitet in einem großen Unternehmen. Ihr Chef, Herr Müller, ist bekannt dafür, dass er seine Mitarbeiter immer wieder mit abwertenden Kommentaren in Meetings bloßstellt. Besonders Tina hat es häufig getroffen, da sie ihm oft fachlich überlegen ist. Sie hat irgendwann erkannt, dass es nichts bringt, offen gegen ihn vorzugehen. Stattdessen setzt sie nun klare Grenzen – innerlich wie äußerlich.
Tina weiß genau, wo ihre fachliche Kompetenz liegt, und lässt sich von Müllers Kommentaren nicht mehr aus der Ruhe bringen. Anstatt in eine direkte Konfrontation zu gehen, bleibt sie sachlich, hält ihre Präsentationen selbstbewusst und vermeidet es, ihn in der Öffentlichkeit bloßzustellen. Denn eines ist klar: Narzissten können keine offene Kritik ertragen und eine direkte Konfrontation wird sie nur aggressiver machen.
Was kannst du daraus lernen? Du solltest lernen, in dich hinein zu horchen und deine eigenen Grenzen zu spüren. Wann wird es dir zu viel? Wann fängst du an, unsicher zu werden? Es ist in Ordnung, innerlich „Stopp“ zu sagen und dich abzugrenzen, ohne dass du das immer offen zeigen musst.
3. Auch narzisstische Chefs haben Schwächen – Nutze sie strategisch
Ein narzisstischer Chef hat Schwächen, auch wenn er es nicht zugeben würde. Er braucht Bestätigung wie die Luft zum Atmen und ist auf eine Weise fast berechenbar in seinem Verhalten. Das kannst du für dich nutzen, indem du strategisch vorgehst. Versteh mich nicht falsch: Es geht nicht darum, schleimig zu sein oder dich ihm unterzuordnen. Aber wenn du ihm ab und zu die Anerkennung gibst, die er so verzweifelt sucht, kannst du dir selbst das Leben leichter machen.
Ein Beispiel: Max arbeitete jahrelang unter einem narzisstischen Chef, der jedes Erfolgserlebnis als sein eigenes verkaufte. Statt sich ständig darüber aufzuregen, begann Max, strategisch kleine Lobhudeleien in Gespräche einzustreuen. „Herr Schulz, ich finde es klasse, wie Sie das Projekt letzte Woche gemanagt haben.“ Max musste dabei innerlich oft schmunzeln, weil Herr Schulz kaum etwas dazu beigetragen hatte. Aber die Reaktion war immer die gleiche: Herr Schulz fühlte sich bestätigt und ließ Max in Ruhe seine Arbeit machen.
Was Max dabei half, war die Distanz: Er nahm das Ganze nicht mehr persönlich und sah es als eine Art Spiel. Sobald du verstehst, wie dein Chef tickt, kannst du deinen Umgang mit ihm strategisch anpassen.
4. Sorge für dein emotionales Wohlbefinden
Der Umgang mit einem narzisstischen Chef kann dich emotional stark belasten. Es kann sich anfühlen, als würdest du ständig auf Eierschalen laufen oder in einem Minenfeld arbeiten. Deshalb ist es umso wichtiger, dass du dich gut um dich selbst kümmerst. Schaffe dir einen Ausgleich nach der Arbeit. Ob durch Sport, Meditation, Treffen mit Freunden oder kreative Hobbys. Finde etwas, das dich wieder in Balance bringt.
Du darfst selbst die Verantwortung für dein eigenes Wohlbefinden übernehmen und kannst dadurch entspannter und weniger gestresst mit der Situation umgehen. Stärke deine Resilienz!
5. Finde Verbündete – aber sei vorsichtig
In einem Umfeld mit einem narzisstischen Chef ist es oft so, dass sich das ganze Team unter Druck gesetzt fühlt. Doch aufgepasst: Nicht jeder Kollege ist ein Freund. Narzissten schaffen oft eine Atmosphäre von Misstrauen und Konkurrenz. Es ist wichtig, Verbündete zu finden, mit denen du dich austauschen kannst, aber wähle diese Personen mit Bedacht aus. Ein offenes Gespräch mit dem falschen Kollegen kann dazu führen, dass deine Worte falsch weitergetragen werden.
Du solltest zwar gut überlegen, wem du dich anvertraust, aber wenn du die richtigen Personen gefunden hast, kann das den Umgang mit der schwierigen Situation enorm erleichtern. Kleine „Vertrauensinseln“ helfen dabei, dich nicht alleine zu fühlen und dich emotional aufzufangen.
6. Denke an Plan B
Und zu guter Letzt: Wenn es gar nicht mehr geht, denk daran, dass du immer einen Plan B haben solltest. Manchmal sind die Umstände so unerträglich, dass es keinen Sinn macht, weiterhin unter diesem Chef zu arbeiten. Wenn du merkst, dass du körperlich oder psychisch leidest, ist es Zeit, über Alternativen nachzudenken. Kein Job der Welt ist es Wert, krank zu werden.
Vielleicht ist es nicht sofort möglich, den Job zu wechseln, aber du kannst anfangen, dich nach neuen Möglichkeiten umzusehen. Netzwerke, schau dich auf dem Arbeitsmarkt um und bilde dich weiter. Allein das Gefühl, dass es Alternativen gibt, kann dir schon enormen inneren Halt geben.
Schlusswort: Der Umgang mit einem narzisstischen Chef ist alles andere als einfach. Aber wenn du verstehst, worum es wirklich geht – nämlich um seine Unsicherheiten und nicht um dein Versagen – und wenn du klare Grenzen setzt, kannst du diese Herausforderung meistern. Schütze dich emotional, finde Verbündete und behalte immer im Hinterkopf, dass du selbst für dein Wohlbefinden verantwortlich bist.
Manchmal hilft es auch, das Ganze mit ein wenig Humor zu sehen, auch wenn das in diesem Fall nicht leicht ist. Denn eines ist sicher: Der Narzisst wird sich nicht ändern – aber du kannst lernen, wie du mit ihm besser umgehst, ohne dich selbst dabei zu verlieren. Du kannst nicht kontrollieren, wie er dich behandelt. Aber du kannst kontrollieren, wie du reagierst.
In diesem Sinne, bleibe bei dir
Manuela
Dein Coach für ein angst- und stressfreieres Leben
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